20. August 2019
Baracoa

Im Lokal La Poeta in Baracoa werden noch Schallplatten abgespielt
Baracoa. Drei Nächte haben wir in der ältesten Stadt Kubas eingeplant.
Die Fahrt vom Nationalpark Saetía über Moa nach Baracoa war eine Herausforderung. Ab Moa war die Straße mehr oder weniger ein einziges Schlagloch. Für die 120 km brauchten wir vier Stunden. Kurz stoppten wir beim Nationalpark Alexander Humboldt. Morgen kämen wir wieder, vertrösteten wir den Nationalparkwächter, wohl wissend, dass es viel Motivation brauchen würde, die Rumpelpiste am nächsten Tag wieder in Angriff zu nehmen.

Auf den Strassen Kubas

Alexander Humboldt Nationalpark
Endlich landeten wir mit unserem Mietwagen in Baracoa, bezogen unsere Casa und liefen durch die Stadt. Was mich überraschte? Die vielen, vielen Busgruppen, die durch die Stadt geschleust wurden. Im Schweinsgalopp drehten sie eine Runde um den Plaza Independencia, legten eine Pause vor dem Denkmal des Indianerhäuptlings Hatuey ein und blickten enttäuscht auf das verschlossene Tor der Kirche, die das einzig erhaltene Holzkreuz beherbergt, das Kolumbus bei seiner Reise 1492 in Kuba aufstellen ließ. Und husch, verschwanden sie wieder in ihren Bussen und wurden weitergekarrt.

Das Kreuz des Kolumbus ist in der Kirche in Baracoa ausgestellt.
Darf es ein Tänzchen sein?
Uns blieb glücklicherweise genügend Zeit in der ersten Bar am Platze Rum zu verkosten und den vielen Verkäufern zuzusehen, die mehr oder weniger gekonnt Dominosteine, Erdnüsse, Schokoriegel und Cucurucho (ein Brei aus Kokosraspel, Honig und Mandeln gefüllt in eine Tüte aus Palmenblättern) an den Mann oder an die Frau brachten. Ein Verkäufer hatte sich eine besondere Taktik auserkoren. Mit dem Ruf „Tschermania“ machte er alle deutschen Gäste auf sich aufmerksam, die gerade vor dem Casa de la Trova ihren Hüften schwangen.

Ein Gläschen Rum in Baracoa

Casa de la Trova
Unser Besichtigungsprogramm in Baracoa starten wir am nächsten Vormittag.
Zuallererst steigen wir zur ehemaligen Festung Castillo de Seburoco empor. Heute beherbergt es ein Hotel und bietet einen schönen Blick über die Stadt. Der nächste Programmpunkt fällt fast ins Wasser. Ein kleiner Regenschauer entwickelt sich zum ausdauernden Platzregen. Trotzdem nutzen wir eine Regenpause und flüchten ins Archäologische Museum, das in einer großen Höhle untergebracht ist. Einige Ausstellungsstücke zeigen die Kultur der Taino-Indianer, die die Ankunft der Spanier nicht überlebten. Aus Venezuela kommend siedelten sich die Indios im Osten Kubas an. Sie pflegten eine besondere Form der Schädeldeformierung, und zwar flachten sie mit Hilfe von Brettern die Stirn ihrer Kleinkinder ab.

Blick auf Baracoa

Archäologisches Museum
Wir verbringen viel Zeit im Museum, draußen schüttet es wie aus Kübeln. Und plötzlich ist der Spuk vorbei. Erleichtert ziehen wir im Ort unsere Runden und legen schließlich im El Poeta unsere Mittagspause ein. Hier gefällt es uns. An den Wänden sind Gedichte aufgemalt, die Suppe wird in einer Kokosschale serviert und zusätzlich bekommt jeder Gast das Gericht namens Bacán aufgetischt. Bacán ist ein Gemisch aus Schweinefleisch, Kochbananen und Gewürzen, es wird in einem Bananenblatt eingewickelt serviert. Die Küche Baracoas ist auch berühmt für eine Sauce aus Kokosmilch, die besonders gut zu Garnelen schmeckt. Wer will, kann sich vom Hausherren noch zu einer Überraschung überreden lassen, was es damit auf sich hat, verrate ich natürlich nicht.

Baracoa

am Malecon in Baracoa
War Columbus in Baracoa?
Baracoa hat noch ein weiteres Museum im Fuerte Matachin zu bieten. Vor dem Museum steht eine riesige Kolumbus-Statue. Wo hat Kolumbus zum ersten Mal den kubanischen Boden betreten? Hier oder im weiter westlichen Bariay? Die Einwohner Baracoas behaupten natürlich in Baracoa, wobei es mittlerweile als sicher gilt, dass der Landgang in Bariay erfolgte.
Kolumbus hin oder her, die Stadt Baracoa darf sich zumindest rühmen die älteste Stadt Kubas zu sein. Die Begründung geht auf das Jahr 1511 zurück. Auf dieses Jubiläum stoße ich mit einem Gläschen Rum an. Wo? Natürlich im El Poeta, meinem neuen Lieblingsrestaurant.

Baracoa
Tipp:
El Poeta, Calle Maceo 159, täglich 12-24 Uhr
Archäologisches Museum, Las Cuevas del Paraiso
Museo Municipal im Fuerte Matachin
Meine Reise durch Kubas Osten wurde von Cubatrotter aus der Welt von TROTTERmundo unterstützt. Vielen Dank.
Ein wilder Ort voller Geschichten!
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Am liebsten würde ich als Wolkenbeobachterin in einem Baumhaus leben. Bis zur Decke vollgestopft mit Büchern, versteht sich. Denn die verschlinge ich, seit ich denken kann. Ich bin eine Vielleserin, durch und durch. Irgendwann hab‘ ich selbst mit dem Schreiben angefangen. Weil ich mich erinnern möchte. Weil sich auf Papier gebracht vieles leichter sagen lässt. Weil ich kleinen und großen Dingen mit den richtigen Worten das nötige Gewicht verleihen will. Wie eine Geschichtenerzählerin. Meine Texte packe ich wie Geschenke in Formulierungen ein – und der Leser packt sie aus.
