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3. Mai 2019

Am Fischmarkt in Mutrah

Die weiß-gefleckte Katze sitzt inmitten einer Menschenmenge am Fischmarkt in Mutrah und schleckt genüsslich etwas vom Boden auf. Um sie herum feilschen Männer in langen weißen Gewändern um den Preis der Thunfische, die vor ihnen auf dem Asphalt liegen. In der Luft liegt der Geruch von frischen Fisch, wonach auch sonst?

Sardinen werden in Schubkarren zum Markt gebracht, der Inhalt ausgeschüttet und zu einem ordentlichen Haufen aufgeschichtet.

Fischverkäufer am Markt in Mutrah
Fischverkäufer am Markt in Mutrah

Daneben verkauft die einzige Frau am Fischmarkt in Mutrah ihre Fische.

Schwerfällig steht sie auf, ordnet ihre ehemals bunten Gewänder und humpelt zur Wasserleitung. Die Männer tragen keine Turbane, sondern irgendwelche von der Sonne gebleichten Tücher, auch Handtücher, die sie sich um den Kopf wickeln. Teilweise sind ihre langen Gewänder, in der Landesprache dishdasha genannt, stark vermutzt, blutverschmiert und nass. Lautstark feilschen sie um die Preise, immer ein verschmitztes Grinsen auf dem Gesicht. Sie necken sich gegenseitig und präsentieren sich stolz den Fremden.

In Oman liegt der Fischfang, das Handeln und das Zerteilen ausschließlich in den Händen der Omanis, belehrt uns stolz ein Mann. In anderen arabischen Ländern sind auch Ausländer am Fischfang und Fischhandel beteiligt, nur im Oman nicht. Wir nicken kenntnisreich, glauben ihm aber nicht.

Noch mehr Fische werden in kleinen Transportern zum Fischmarkt gebracht, noch mehr Eiswasser fließt aus den Containern den Parkplatz entlang. Fische werden ausgeladen, auf den Boden geworfen, gewogen; es wird gehandelt, gelacht und geschrien, aber nie hektisch, sondern ausgelassen und fröhlich. Ein Mann hat in seiner Schubkarre einen Riesenrochen, wir staunen, sein Nachbar ermuntert uns zu fotografieren „Foto, Foto“….

Fischmarkt in Oman
Es wird gehandelt und gefeilscht am Fischmarkt in Oman
Fischmarkt in Mutrah
In Scheibtruhen werden die Fische in die Halle gebracht

Die Fischzerleger im hinteren Bereich des Marktes geben sich Mühe mit ihren unzähligen Messern die gewünschte Ware ordentlich zu zerteilen. Zufrieden grinsend schlagen sie die Flossen von den Thunfischen ab und zerschneiden das Fischfleisch in mundgerechte Portionen.

Ein alter Mann mit vielen Falten im Gesicht zerteilt sorgfältig einen Fisch.

Ein Hai sei das, erzählt er und deutet die ungefähre Größe des Tieres an, von dem nur mehr Reste vorhanden sind. Ein junger Mann schiebt sich mit Kaffee, Kakaopackungen und Süßigkeiten durch die Menge. Er verkauft gut am kühlen Morgen. Die Männer plaudern, diskutieren, sechs Thermoskannen stehen am Rand des Marktes. Eine Runde von Männern trinkt aus weißen Papierbechern das heiße Getränk, sorgfältig blasen sie in die Flüssigkeit.

Der Fischmarkt in Mutrah
Der Fischmarkt in Mutrah
Der Fischmarkt in Oman
Hier wird ein Hai zerlegt

Mittlerweile wird es hell und heller. Die Katzen streiten sich nicht mehr um ihre Beute, die Hunde verkriechen sich unter den Autos. Argwöhnisch lugen sie hervor, misstrauisch, wahrscheinlich haben sie schon zu viele Fußtritte abbekommen. Ein Mann streichelt eine Katze, die sich die Liebkosung miauend gefallen lässt und um mehr bettelt, als der Alte von ihr ablässt. Es ist Fischmarkt in Mutrah, Allah sei Dank!

Diese Reise fand im Jänner 2013 statt.

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Am liebsten würde ich als Wolkenbeobachterin in einem Baumhaus leben. Bis zur Decke vollgestopft mit Büchern, versteht sich. Denn die verschlinge ich, seit ich denken kann. Ich bin eine Vielleserin, durch und durch. Irgendwann hab‘ ich selbst mit dem Schreiben angefangen. Weil ich mich erinnern möchte. Weil sich auf Papier gebracht vieles leichter sagen lässt. Weil ich kleinen und großen Dingen mit den richtigen Worten das nötige Gewicht verleihen will. Wie eine Geschichtenerzählerin. Meine Texte packe ich wie Geschenke in Formulierungen ein – und der Leser packt sie aus.

Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie