5. Februar 2015
Frischer Fisch auf Cabo Verde

Ich esse gerne Fisch. Noch lieber esse ich frischen Fisch. Aber am liebsten esse ich frischen Fisch aus dem Meer. Und spätestens jetzt kapituliere ich.
Denn was in Österreich auf den Teller kommt, ist meistens ein panierter Zander oder Forelle blau, selten ein Saibling. Das unterscheidet sich gehörig von dem, was auf Cabo Verde auf der Speisekarte steht: Thunfisch, Sägefisch, Schwertfisch, Muräne, Barsch, Langusten und der von mir so heiß geliebte Tintenfisch.
Fischen ist Männerarbeit auf Cabo Verde
Dass Fischen Schwerstarbeit ist, habe ich erst auf den Kapverden richtig begriffen. Da geht es nicht darum eine Angel in das Meer zu halten und zu warten, bis einer anbeißt. Da geht es darum den Lebensunterhalt für sich und die Familie zu verdienen und einen Teil vom Fang als Lohn zu erhalten.
Fischen ist Männerarbeit. Nie habe ich einen Fischer alleine sein Handwerk verrichten gesehen, immer waren mehrere Männer am Werk. Gemeinsam schieben sie ihre Holzboote ins Meer und holen die Netze ein. Sind die Netze voll, werden sie an Bord gehievt. Ausgeladen wird wiederum gemeinsam.
Sorgfältig werden die Fische aus dem Netz gelöst oder unter den Bootsplanken hervorgeholt. Der Fang landet in Kübeln oder Plastikbehältern und wird dann den Frauen überlassen. Je nach Größe des Ortes werden die Meeresbewohner entweder gleich am Strand verkauft und aufgeteilt oder sie landen in einer Markthalle.
Den größten Fischmarkt auf Cabo Verde habe ich in Mindelo gesehen.
Am Fischmarkt in Mindelo gibt es eine ganz klare Arbeitsteilung. Gehandelt wird der Fisch ausschließlich von Frauen. Zerlegt und ausgenommen werden die Fische wiederum von Männern.
Nirgendwo wurden Langusten zum Kauf angeboten, was mich verwunderte, denn sie standen auf jeder Speisekarte. Doch was auf einer Speisekarte steht, wird noch lange nicht serviert.
Diese Erfahrung machte ich dann in Sal. Hier erklärte mir die Kellnerin in einem Fischrestaurant dass das Wetter momentan zu unruhig sei um Langusten zu fangen. Und überhaupt, erzählte sie mit tränennassen Augen, ein Boot mit zwei Fischern sei seit heute morgen verschollen.
Das Meer, das wilde Meer
Da erinnerte ich mich wieder an den Vorfall in Pedra Badejo auf der Insel Santiago. Dutzende Menschen saßen auf der Hafenmauer und starrten gebannt aufs Meer hinaus. Ich starrte mit. Ein Fischerboot war leck geschlagen, andere Boote eilten zu Hilfe. Der hohe Wellengang erschwerte das Hilfsmanöver, die Boote trieben immer wieder auf die Felsen zu.
Eine Frau löste sich aus der Gruppe der Zuschauer und lief weinend davon. Endlich konnte das leck geschlagene Boot in Schlepptau genommen werden. Es dauerte noch eine halbe Stunde bis die Boote den Hafen erreichten. Die Zuschauer zerstreuten sich, es gab nichts mehr zu sehen außer einem Bootsbesitzer, der den Laderaum leer schöpfte.
Was mochte in seinem Kopf vorgehen? Freude, weil er überlebte? Wut auf das Meer, seinem Arbeitsplatz? Oder einfach nur Erleichterung, weil das Boot repariert werden konnte und sein Lebensunterhalt gesichert war?
Ich weiß es nicht. Diese Fischer haben die größte Hochachtung vor mir. Jeder Fisch, der in Zukunft auf meinem Teller landete – und es waren viele auf den Kapverden – , wurde fortan mit Genuss und einem „Danke schön“ verspeist.









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Am liebsten würde ich als Wolkenbeobachterin in einem Baumhaus leben. Bis zur Decke vollgestopft mit Büchern, versteht sich. Denn die verschlinge ich, seit ich denken kann. Ich bin eine Vielleserin, durch und durch. Irgendwann hab‘ ich selbst mit dem Schreiben angefangen. Weil ich mich erinnern möchte. Weil sich auf Papier gebracht vieles leichter sagen lässt. Weil ich kleinen und großen Dingen mit den richtigen Worten das nötige Gewicht verleihen will. Wie eine Geschichtenerzählerin. Meine Texte packe ich wie Geschenke in Formulierungen ein – und der Leser packt sie aus.
