Europa > Kroatien > Von Olivenbäumen in Istrien, die in der Sonne glitzern

3. Mai 2019

Von Olivenbäumen in Istrien, die in der Sonne glitzern

Liebes Istrien,

ich muss mich bei Dir entschuldigen, denn ich habe Dir Unrecht getan. Ich habe Dich immer als Familien- und Seglerdestination abgestempelt. Von den Städtchen Porec, Rovinj und Pula hatte ich natürlich schon mal gehört. Je nach Besucher wurden sie mir als „wunderbar, pittoresk, mittelalterlich, kitschig, überrannt und trotzdem einzigartig“ beschrieben. Jetzt, nach meinem Besuch im Juni 2015 kann ich das alles nur bestätigen.

Doch eigenartigerweise erzählte mir niemand von Deinen im Sonnenlicht glitzernden Olivenbäumen, deren Früchte das beste Olivenöl der Welt liefern. Keiner sprach von den Olivenölverkostungen, wo das Olivenöl in kleinen Bechern präsentiert und mit den Händen gewärmt wird. Anschließend schnüffelt man wie wie bei einer Weinprobe am Gefäß und trinkt in kleinen Schlucken das besondere Öl.

Olivenöl Verkostung
Olivenölverkostung in Istrien
Fazana
Fazana, eine Kleinstadt in Istrien
Olivenhain in Istrien
Olivenhain in Istrien
Leuchtturm in Porer
Leuchtturm in Porer

Auf Trüffeljagd in Istrien

Niemand erwähnte die Trüffeljagd in den Wäldern um Motovun und Buzet und die Gerichte, die deshalb auf den Speisekarten landen.  Es gibt Pasta mit Trüffeln, mit Trüffeln gefüllte Teigtaschen, Bruschetta mit Trüffeln, Rumpsteak mit Trüffeln, Polenta mit Trüffeln. Eine schiere Trüffeloberdosis kann man sich in Istrien einfangen. Apropos fangen: Deine Auswahl an Meeresfrüchtespezialitäten ist riesig. Mit Genuss erinnere ich mich an meinen ersten Abend in Novigrad, als ein Koch mir Miesmuscheln auf meinen Teller schaufelte. Frischer geht’s nicht.

Kein Mensch hat mir Dich als Weindestination beschrieben. Dabei hast Du mit den beiden autochthonen Weinsorten Malvazija und Teran die köstlichsten Tropfen in Deinen Weinkellern lagern. Bier braust Du ebenfalls, und allerhand Schnäpse aus den merkwürdigsten Zutaten. Den Honigschnaps habe ich verkostet, den Mistelschnaps probiere ich bei meinem nächsten Besuch.

Bruschetta mit Trüffeln
Bruschetta mit Trüffeln in Istrien
Miesmuscheln
Miesmuscheln beim Gourmetfest in Novigrad
Rabac
Rabac – Ein Küstenstädtchen am Meer

Von kleinen schmalen Gassen wurde mir berichtet, aber keiner erwähnte die blauen Fensterläden mit Geranien, die entzückenden Ruheplätzen vor und neben den Häusern und offensichtlich ignorierte jeder meiner Bekannten die venezianischen Löwen, die ich auf Hausmauern und Toren bewundern durfte. Niemand verlor bisher ein Wort über die unzähligen Glockentürme, die jede Stadt und jedes Dorf zieren.

In Pula schnappte ich nach Luft

,als mir gesagt wurde: „Schau nach links, schnell“ und ich aus dem Augenwinkel einen  Blick auf die Arena erhaschte. Wenig später saß ich mittendrin auf den Stufen und wollte gar nicht wissen, was sich hier vor 2000 Jahren abgespielt hatte. Ich war überwältigt.

Der Rundgang durch die Altstadt von Pula erwies als Gang durch die Geschichte der letzten Jahrtausende. Hier ein Stadttor, dort ein Gebäude aus der k.u.k. Zeit, dort drüben lacht ein venezianischer Löwe von der Fassade. Und wenn ich in Rovinj nicht gewusst hätte, in Rovinj zu sein, ich hätte es mit Venedig verwechselt. Nur die Gondeln fehlten.

Arena in Pula
Arena in Pula
Franziskanerkloster in Pula
Franziskanerkloster in Pula
Motovun
Motovun

Auch von den kleinen Orten wie Fazana, Vrsar und Labin verrieten mir meine Bekannten kein Sterbenswörtchen. Dabei war es doch so spannend zum Beispiel in Groznjan den Künstlern beim Arbeiten zuzusehen und in Labin zuallererst die Barockpaläste zu bestaunen und dann ins Schaubergwerk abzutauchen.

Wäscheleine in Rovinj
Wäscheleine in Rovinj
Lavendel
Lavendel

Apropos Tauchen. Natürlich bietest Du auch Tauch- und Schnorchelkurse an. Bootsausfahrten sowieso. Und manchmal, wenn man Glück hat, dann lässt sich dabei sogar ein Delfin blicken und winkt zum Abschied. Ab jetzt warte ich nur mehr auf den Sonnenuntergang, der jede Deiner Städte in dieses besondere Licht taucht, bevor die Sonne im Meer verschwindet. Hach, ist das schön!

Liebes Istrien, ich habe Dich gewaltig unterschätzt. Ich habe in einem von Deinen Leuchttürmen geschlafen, bin am Limski Fjord gestanden und habe Deinen Honig und Wein verkostet. Und es gäbe noch soviel mehr zu sehen und zu entdecken.

Ich glaube, muss nun öfter kommen, denn ich will mehr von Dir,

Deine Reisebloggerin

Sonnenuntergang in Novigrad
Sonnenuntergang in Novigrad

Die Region Istrien hat mich anlässlich der Aktion Share Istria eingeladen, das Land, die Kultur und die Küche kennenzulernen. Vielen Dank.

Hinterlassen Sie einen Kommentar





sieben + fünf =

Ein wilder Ort voller Geschichten!

Du möchtest wissen, wer hier schreibt? Bitte schön:

Am liebsten würde ich als Wolkenbeobachterin in einem Baumhaus leben. Bis zur Decke vollgestopft mit Büchern, versteht sich. Denn die verschlinge ich, seit ich denken kann. Ich bin eine Vielleserin, durch und durch. Irgendwann hab‘ ich selbst mit dem Schreiben angefangen. Weil ich mich erinnern möchte. Weil sich auf Papier gebracht vieles leichter sagen lässt. Weil ich kleinen und großen Dingen mit den richtigen Worten das nötige Gewicht verleihen will. Wie eine Geschichtenerzählerin. Meine Texte packe ich wie Geschenke in Formulierungen ein – und der Leser packt sie aus.

Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie