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20. August 2019

Wege zu Klee

Ist der Hauseingang mit der Nummer 5 geöffnet? Treten Sie doch einfach mal ein! Die paar Stufen hinauf, setzen Sie sich auf einen Stuhl zur rechten. Sind Sie ein geduldiger Mensch?

Ich zögere. Soll ich der Aufforderung folgen? Ich gehe über die Straße, stehe vor dem Hauseingang mit der Nummer 5, die Tür wird von innen geöffnet, eine Dame hastet an mir vorbei. Es ist also offen. Ich fühle mich als Eindringling. Trotzdem steige ich die Stufen empor und nehme gehorsam Platz.

Ich sitze in der EMF Behörde in Bern, EMF ist die Abkürzung für Einwohnerdienste, Migration und Fremdenpolizei. Die App Wege zu Klee hat mich hierher geführt, ich bin an der dritten von insgesamt sieben Stationen angelangt und lausche der Stimme in meinem Ohr.

Mit der App Wege zu Klee unterwegs in Bern

Was treibt die Menschen hinter der Türe wohl an Schweizer zu werden? Was steht für sie auf dem Spiel?

Paul Klee trifft 1933 als Flüchtling am Bahnhof in Bern ein. Er hat lange Jahre in Deutschland gelebt, mittlerweile gilt er dort als unerwünscht. Nach einer Hausdurchsuchung in Klees Atelier im April 1933 bereiten sich er und seine Frau Lily auf die Flucht nach Bern vor. Bern ist Klees Heimatstadt, seine Mutter ist Schweizerin. Hier ist er zur Schule gegangen, hier steht sein Elternhaus. Und trotzdem: Die Schweiz empfängt ihn nicht mit offenen Armen, er wird als Deutscher behandelt und als schlechter Patriot angefeindet. Im EMF muss er um die Niederlassungsbewilligung und die Schweizer Staatsbürgschaft ansuchen. Sein Ansuchen wird abgelehnt unter Berufung des Berliner Abkommens. Als deutscher Staatsbürger darf man sich erst um die Staatsbürgerschaft bewerben, wenn man sich fünf Jahre in der Schweiz aufgehalten hat. Also steht Paul Klee nach fünf Jahren wieder im Amt und gibt seine Papiere ab.

EMF Behörde in Bern

EMF Behörde in Bern

Behörde

Behörde in Bern

EMF Behörde

EMF Behörde in Bern – hier wartete Paul Klee

An der nächsten Station, dem Berner Stadttheater, erfahre ich dass sich Paul Klee seinen Lebensunterhalt als Geiger und Musikkritiker verdiente. Sein musikalisches Gehör erbt er von seinen Eltern, der Vater war Musiklehrer, die Mutter Sängerin. Seine Leidenschaft zur Musik teilt er mit seiner späteren Frau Lily Stumpf, einer Pianistin. Die Stimme in meinem Ohr zitiert Paul Klee: „Wir spielen Bach, dass es nur so kracht.“

Dabei ist es nicht nur eine einzige Stimme, der ich lausche, es kommen viele Personen zu Wort, es wird aus Briefen und Tagebucheinträgen zitiert und ein lebendiges Bild des Künstlers entsteht. Zum Beispiel erzählt Alexander Klee, ein Enkel des Künstlers, am Obstbergweg über die Erinnerungen seiner Kindheit. Hier steht das Elternhaus von Paul Klee, es ist die Station Nummer sechs. Ich werde auf einen echten Klee aufmerksam gemacht, den ich von der Straße aus betrachten kann. Doch vorerst muss ich ihn suchen und werde am oberen linken Fenster fündig. Klee hat an den Backsteinen Farben getestet und sie sind immer noch zu sehen!

Elternhaus Paul Klee

Elternhaus Paul Klee

Die letzte Station führt mich zum Zentrum Paul Klee

Die siebente und letzte Station der App ist das Zentrum Paul Klee. Mir gefällt der moderne Museumsbau und ich glaube Paul Klee hätte „sein“ Museum auch gefallen. 40 % seiner Werke sind hier versammelt. Wie gerne würde ich diese bewundern, doch leider fehlt es mir an Zeit. Es nützt alles nichts, ich muss wiederkommen.

Paul Klee Zentrum

das Paul Klee Zentrum in Bern

Paul Klee Zentrum Bern

Paul Klee Zentrum Bern

Bern Paul Klee Zentrum

Bern – Paul Klee Zentrum

Info:
Die App „Wege zu Klee“ gibt’s für Android und iOS. Das Herunterladen hat problemlos funktioniert.
Insgesamt werden sieben Stationen besucht und vorgestellt, die in Paul Klees Leben eine Rolle spielten. Ob man alle Stationen abgeht oder „nur“ zuhört, bleibt einem selbst überlassen. Ich habe zum Beispiel die erste Station (Bahnhof) ausgelassen.
Anhand der GPS-Funktion geht niemand verloren, sogar ich habe den Weg zum Museum problemlos gefunden bzw. ließ mich anhand der Stimme im Ohr zum Bus leiten.
Die App lässt sich an jedem beliebigen Ort der Welt abspielen.
Kopfhörer nicht vergessen!

Die in kursiv geschriebenen Sätze und Zitate entstammen aus der App.


Schweiz Tourismus hat mich nach Bern eingeladen. Vielen Dank!

Weitere Informationen über Bern findet ihr hier: Bern

Unkompliziert bin ich mit dem Swiss Travel Pass durch die Schweiz gereist. Alle Informationen über das Swiss Travel System findet ihr hier: Swiss Travel System

Wer sich über einen Urlaub in der Schweiz informieren möchte, ist hier an der richtigen Adresse: MySwitzerland

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Am liebsten würde ich als Wolkenbeobachterin in einem Baumhaus leben. Bis zur Decke vollgestopft mit Büchern, versteht sich. Denn die verschlinge ich, seit ich denken kann. Ich bin eine Vielleserin, durch und durch. Irgendwann hab‘ ich selbst mit dem Schreiben angefangen. Weil ich mich erinnern möchte. Weil sich auf Papier gebracht vieles leichter sagen lässt. Weil ich kleinen und großen Dingen mit den richtigen Worten das nötige Gewicht verleihen will. Wie eine Geschichtenerzählerin. Meine Texte packe ich wie Geschenke in Formulierungen ein – und der Leser packt sie aus.

Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie